Masuren, das Grab der Nüssen. Bilder aus der Schlacht bei Tannenberg. 57
Opferdunst zum Himmel steigert. Und selbst die Moore und Sümpfe mit ihren grünschillernden Lachen und dem dunkeln Gestrüpp sehen ganz unschuldig aus. ... ; ! i !'0
Aber wenn an regenschweren Tagen der Herbststurm die Erde peitscht, dann brüllen die großen Seen wie das aufgeregte Meer. . . . Die Wälder brausen und schütteln ihre Kronen, als wollten sie niederstürzen und alles zerschmettern, was sich zwischen die Riesen hineinwagt. Und aus den Mooren scheint die Heimtücke zu grinsen. . . .
Vollends zur Nacht, wenn das Auge nicht mehr seine beruhigende Wirkung auszuüben vermag, wenn das Getöse der Wellen, das Brausen des Waldes mit doppelter Kraft an unser Ohr schlägt: dann sind die Pfade, die den Kundigen sicher durch das Moor geleiten, von der Finsternis verschlungen. Wie ein Polyp*) liegt der Sumpf von Dunkel umhüllt, wie ein Untier, das gierig seine Fangarme ausstreckt, um alles, was in ihren Bereich gerät, zu umklammern und in den Tod zu ziehen.
Und welch ein Tod! Mit freundlichem Grün überkleidet, täuscht das Moor eine Wiese vor, die zu Spiel und Tanz einladet. Aber das Aussehen ist trügerisch! Unter der dünnen Pflanzendecke lauert der Tod des unergründlichen, zähen Moders. . . . Der Fuß bricht durch. Im nächsten Augenblick schon ist der Körper bis an die ausgestreckten Arme versunken.
Wehe dem Unglücklichen, dem auf sein Hilfegeschrei nicht schnell Rettung naht! Die Arme erlahmen . . . Zoll um Zoll sinkt der Körper ein . . . Noch nie hat das Moor einen wiedergegeben. . . .
Wald und See der Heimat sind mir zu lieben Freunden geworden, und vertraut grüßen sie mich, wenn ich aus weiter Ferne zu ihnen zurückkehre.... Aber ich habe auch ihre ungebändigte Kraft kennen gelernt. Einmal war die Windsbraut durch einen alten Bestand hindurchgerast und hatte eine lange Reihe der Riesen gefällt. . . uralte Kiefern und Fichten. Und der See, an dem ich aufgewachsen bin, wie oft hat er meinen Kahn mit unwiderstehlicher Kraft ans Ufer geworfen. . . .
Dr. Fritz Skowronnek, „Du mein Masuren!" Verlag Otto Ianke. Berlin Sw 11.
24. Bilder aus der Schmacht bei Tannenberg.
1. Das „russische Seda nz/.
(26. bis 30. August 1914.)
Die Schlacht bei Tannenberg wurde zum „russischen Sedan". Von der 230 000 Mann starken Narewarmee verloren die Feinde an Gefangenen, Toten und Verwundeten über 150 000, darunter 92 000 Gefangene. Uber 300 Geschütze, fast alle Maschinengewehre und Fahrzeuge blieben in der Hand der Sieger, dazu viele Wagen mit Lebensrnitteln, Munition und bgl. Wie ungeheuer groß die Kriegsbeute war, sehen wir baraus, daß 1620 Güterwagen nötig gewesen sinb, die erbeuteten Gegenstänbe fortzuschaffen. Die
*) Polyp — ein im Wasser lebendes Hohl- oder Pflanzentier mit Fangarmen (z.b. Korallenpolyp).
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut]]
Extrahierte Personennamen: Fritz_Skowronnek Otto_Ianke Otto Seda August
Extrahierte Ortsnamen: Masuren Tannenberg Berlin Tannenberg Tannenberg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Schule
Geschlecht (WdK): Jungen
3 a) 5achsenkriege Karls des Großen 17
als einen Feind ihrer Götter im Innern leidenschaftlich verwünschten. Aber kaum war die (Eiche ein wenig getroffen, als plötzlich die ungeheure Masse, vom Windhauche Gottes getroffen, mit zerschmettertem Wipfel zusammenstürzte und sie wie auf des Herrn Befehl in vier Teile zerbarst, so daß vier ungeheure Balken von gleicher Lange allen sichtbar am Boden lagen, ohne daß nur einer der umstehenden Brüder die Hand gerührt hätte.
Als dies die Heiden sahen, die vorher voll Verwünschungen waren, da wandelten sie sich, vergaßen aller Lästerung und priesen, zum Glauben sich bekehrend, den Herrn. Der heilige Priester aber erbaute, nachdem er mit den Brüdern des Rats gepflogen, aus dem Stamme jenes Baumes ein hölzernes Bethaus und weihte es zu (Ehren des heiligen Apostels Petrus.
3. Vollendung durch Karl den Großen.1
a) Bekämpfung der Sachsen.
(Einhard *, Vita Karoli Magni 9. 1; ed. Holder-Egger, Ss. rer. Germ. 1905.
„Kein Krieg, den das Volk der Franken unternahm, ist mit solcher Ausdauer, (Erbitterung und Anstrengung geführt worden- denn die Sachsen, die wie fast alle Völkerschaften Deutschlands wild von Natur, dem Götzendienst ergeben und gegen unsere Religion feindselig waren, hielten es nicht für unehrenhaft, göttliches und menschliches Recht zu übertreten und zu schänden. Dazu kamen noch besondere Umstände, die jeden Tag eine Störung des Friedens verursachen konnten: die Grenze zwischen uns und den Sachsen zog sich fast durchaus ohne trennenden Zwischenraum in der (Ebene hin, mit Ausnahme weniger Stellen, wo größere Waldungen oder dazwischenliegende Bergrücken eine scharfe Grenzlinie bildeten; so wollten Totschlag, Raub und Brandstiftungen auf beiden Seiten kein (Ende nehmen. Dadurch wurden die Franken so erbittert, daß sie endlich ihren Schaden nicht mehr bloß heimgeben, sondern es auf offenen Krieg mit ihnen ankommen lassen wollten. Der Krieg wurde also begonnen und von beiden Seiten mit großer (Erbitte-run9- jedoch mehr zum Rachteil der Sachsen als der Franken, dreiund-dreißig Jahre lang ununterbrochen geführt. (Er hätte freilich früher zu Ende gebracht werden können, wenn nicht die Treulosigkeit der Sachsen gewesen wäre. (Es ist schwer zu sagen, wie oft sie besiegt waren und flehentlich sich dem Könige unterwarfen, das ihnen Anbefohlene zu leisten versprachen, die ihnen abgeforderten Geiseln ohne Zögern stellten und die zu ihnen geschickten Beamten aufnahmen; waren sie doch einige-
, über Karl den Großen das Sonderheft 31 der Ii. Reihe von Löwe.
" Emhard, der Freund Karls d. Gr.. spätestens 770 geb., 840 gest., schrieb Karls Biographie, vgl. Holder-Egger; Neues Archiv 37, 393 ff. Kune 1913, Progr. 74, S. 43. Dgl. Reclam, Unm.-Bibl. Ttr.1996.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Karls Apostels Petrus Karl Karl Karoli_Magni Karl Karl Karls Karls
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Sachsen Holder-Egger Sachsen Deutschlands Sachsen Sachsen Sachsen Karls Karls
Alpen und Alpenvorland.
45
trennen. Es umfaßt die breite, hügelige Schwelle, die vom Hochgebirge
hinab zur Niederung der Donau im Norden führt und sich im Westen bis
zum deutschen Jura, im Osten bis an das österreichische Hügelland erstreckt.
Die oberdeutsche Hochebene gehört mit zum Sockel oder Fundament
der Alpen; ihnen verdankt sie den größten Teil ihrer Gesteine, und auch
die Verwitterungprodukte, die einer reichen Pflanzenkultur zur Grund-
lage dienen, sind fast ausnahmslos ein Geschenk der Berge. Im Süden
sind es die Schutthügel der seenreichen Moränenlandschaft, welche einst
eiszeitliche Gletscher aus den Bergen heraustrugen; in der Mitte die Ge-
rölle der großen, mit Mooren oder Heidewiesen überzogenen Ebenen an
Isar und Lech; im Norden die Lehme und Sande der tertiären Hügel-
gelände und besonders der Löß der bayerischen Kornkammer zwischen
Straubing und Vilshofen, der eigentlich nur ein feines Schlemmprodukt
der einstigen Gletscherwasser darstellt. Sämtliche ansehnlicheren Flüsse
entquellen dem Hochgebirge und tragen auch auf der Hochebene noch alpines
Wesen an sich: grün ist ihre Farbe, rasch ihr Lauf, geröllreich ihr Bett, und
sie sind meist nur floßbar. Ebenso steht das Klima weithin unter den Ein-
flüssen der Alpen (Verkürzung des Frühlings durch die Schneeschmelze in
den Bergen, große Temperaturschwankungen besonders infolge des
Wechsels von Berg- und Talwind und des Einflusses des warmen und
trockeyen Föhns, Regenperioden nach Gewittern, die sich in den Gebirgs-
tälern festsetzen). Auch besitzt die Hochebene Charakterpflanzen der alpinen
Flora vor allem in ihren oberen Flußtälern und auf den Mooren, z. B. die
Aurikelprimel, prächtige Orchideen und den großglockigen Enzian.
Endlich bewohnen die gleichen Volksstämme Alpen und Alpenvorland
und zeigen in ihrer gesamten Lebensführung vielfache Anklänge. —
Allerdings nehmen die Einflüsse des Gebirges auf die Hochebene von
Süden nach Norden allmählich ab, und das nördliche Drittel der letzteren
wird schon von den Naturverhältnissen des Donautales beherrscht. Die
Vorteile der südlicheren Lage, den die oberdeutsche Hochebene den übrigen
deutschen Landschaften gegenüber hat, werden durch ihre Höhenlage
wieder ausgeglichen; sie beträgt durchschnittlich 500 m. Dazu kommt, daß
die warmen Südwinde durch den mächtigen Alpenwall abgehalten
werden, während die kalten Nord- und Ostwinde ungehinderten Zutritt
haben. So kommt es, daß die mittlere Jahrestemperatur Münchens
mit 7,4° C hinter der Berlins mit 8,6° um ein gutes Stück zurücksteht.
Auch die jährliche Niederschlagsmenge (mit 895 mm) übertrifft die Berlins
(mit 580 mm) sehr beträchtlich; denn die feuchten Nordwestwinde kühlen
sich, wenn sie über die Hochebene ziehen, stark ab und verursachen so
häufigen Regen.
, Wie die Hochebene nach ihrem Gesteinsaufbau und ihrer Oberfläche
in zwei Hälften zerfällt, so auch in wirtschaftlicher Beziehung. Innerhalb
der Moränenlandschaft des Südens mit ihrem vielfach
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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114
Vierter Teil. Das deutsche Kolonialreich.
Der Außenhandel in Deutsch-Südwestafrika, der im Jahre 1900
noch nicht 8 Millionen Mark betragen hatte und der noch im Jahre 1905
eine Ausfuhr von etwa % Million Mark auswies, belief sich im Jahre
1909 auf 57 Millionen Mark, wovon 34% Millionen auf die Einfuhr
und über 22 Millionen Mark auf die Ausfuhr entfielen. Importartikel
bildeten hauptsächlich Kleidungsstücke, Eisen- und Lederwaren, Brannt-
wein, Reis, Zucker, Kaffee, Tee, Tabak und Glassachen. Unter den Aus-
fuhrartikeln standen an erster Stelle Diamanten (für 15% Millionen
Mark), Kupfer (für 4% Millionen Mark), Blei und tierische Produkte.
Neben dem Regierungssitz Windhuk sind im Innern noch G i -
beon, Bethanien und Keetmannshoop hervorzuheben.
Der Schiffsverkehr an der Küste Deutsch-Südwestafrikas betrug
1909: 342 Dampfer mit 1 212 Ooo Reg.-Tonnen und 70 Segler mit
einem Gehalt von 20 Ooo t. — An Bahnen besitzt dieses Schutzgebiet
über 1400 km. Seit 1908 ist die Linie von der Lüderitzbucht nach Keet-
mannshoop fertiggestellt, die für die Entwicklung des Schutzgebietes von
hoher Bedeutung ist. 528 km neuer Linien sind im Bau.
s) Deutsch-Dstafrika.
Deutsch-Ostafrika ist dasjenige unter unseren Schutzgebieten, welches
für die Handelsbewegung in Zukunft von hervorragendster Bedeutung
werden kann. Und zwar nicht allein durch seine Ausdehnung von fast
1 Million qkm zwischen dem Indischen Ozean und dem Tanganjikasee,
dem Rovumaflusse und Viktorianjanssa, sondern hauptsächlich durch die
Verbindung, die es zwischen dem Meere und den verhältnismäßig nicht
allzufern gelegenen, dampferbefahrenen Seen Jnnerafrikas zuläßt und
durch die Gelegenheit zu ausgedehntem Plantagenbetrieb an den
Hängen seiner Berglandschaften.
Obgleich die malariagefährliche Küstenniederung, die Mrima, stellen-
weise bis 150 km weit ausgespannt ist, tritt sie doch, wie in Togo, Kamerun
und Deutsch-Südwestafrika, auch an wirtschaftlichem Werte weit hinter
den Hochlandanteil zurück. Die flache, dürftig gegliederte Küste besteht,
wie die vorgelagerten Inseln, aus Korallenkalk, der durch die Brandung
zerrieben und in eine mächtige Sandschicht verwandelt wurde. Zahllose
Korallenriffe erschweren die Schiffahrt. Der beste Hafen ist Daressaläm.
Von hier wie von dem nördlicheren Tanga und dem südlicheren K i l w a
aus führen Bahnen nach dem Inneren und vermitteln den Verkehr mit
den großen zentralafrikanischen Seen, auf denen nunmehr neben zahl-
reichen fremdländischen auch einige deutsche Dampfer verkehren. Der
schlammige Saum hinter der wüstenhaften Korallenküste trägt unentwirr-
bare Mangrovebestände, während auf den höheren Uferböschungen dichter
Busch mit Hainen von Kokospalmen und Affenbrotbäumen und mit den
Bananenpflanzungen der Eingeborenen wechselt.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
Die deutschen Kolonien (Schutzgebiete) in Afrika. 115
Die ausgedehnte Hochfläche des Inneren erhebt sich im Durchschnitt
zwischen 1000 und 1200 m. Sie wird durch eine breite und über 4oo m
tief eingesenkte Trockenrinne, an deren Nordende sich der 6010 m hohe,
zweigipfelige Kilimandscharo mit seinem eisumpanzerten Kraterhaupt
erhebt, vom Usambara-, Usagara- und Uhehegebirge getrennt. Letzteres
steigt bis rund 2000 m an und reicht bis nahe zum Njassasee. — Die
offenen Hochflächen neigen wegen der langen, niederschlagslosen Zeit,
welche sich zwischen den Frühlings- und Herbstregen erstreckt, zur
Savannenbildung mit mannshohen Gräsern und zur Strauchsteppe.
Eigentliche Wälder umhüllen nur die Gebirge. Die dichten Urwälder
der Gebirgshänge, namentlich aber die weiten Grasfluren des Inneren
beherbergen eine reiche Fülle jagdbarer Tiere, so daß Deutsch-Ostafrika
wohl einen der großartigsten Jagdgründe der Erde darstellt. Die Tier-
welt ist vorwiegend eine Steppenfauna: ganze Herden von Antilopen
und Zebras und zahlreiche Rudel des afrikanischen Büffels durchstreifen
die weiten Grasebenen; auch Nashorn, Hyäne und Leopard finden sich
überall. Elefant und Löwe dagegen sind seltener geworden.
Die Eingeborenenbevölkerung Ostafrikas gehört der großen Völker -
gruppe der B a n t u n e g e r an. Die Mehrzahl derselben treibt Acker-
bau. Die in den Küstengegenden wohnenden Suaheli stehen seit
Jahrhunderten unter dem Einflüsse der eingewanderten Araber, die ihrer-
seits wieder in ein drückendes Abhängigkeitsverhältnis zu den schon früh
ansäßigen Indern gerieten. In den Händen dieses schlauen, von einem
lebhaften Erwerbssinn erfüllten Völkchens liegt noch heute vielfach der
Grundbesitz sowie der Kleinhandel und der Karawanenbetrieb, der immer
noch neben den wenigen Schienensträngen eine Hauptgrund läge des ost-
afrikanischen Handels bildet. Die Gesamtbevölkerung besteht aus rund
10 Millionen Negern und 28 000 nicht Einheimischen. Unter den 3700
Weißen, die neben einem regen Handel den rasch an Ausdehnung ge-
winnenden Plantagenbau betreiben, sind 2700 Deutsche.
Wie die Küstenniederung durch ihr den Europäern feindliches Klima
die wirtschaftliche Entwicklung Deutsch-Ostafrikas hemmt, so das Innere
durch eine Reihe anderer Gründe. Vor allem infolge der erwähnten
starken Trockenheit gewaltiger Landstriche, welche auf weite Strecken hin
eine ergiebige Bodenkultur nicht zuläßt. Sodann wegen der Stellung der
Eingeborenen gegenüber den Europäern. Die meisten Stämme sind bei
ihrer Bedürfnislosigkeit wenig zu Pflanzungsarbeiten geneigt. Zudem hat
sich das deutsche Kolonialregiment durch seinen Kampf gegen die Sklaven-
jagden das einflußreiche Araberelement zum Feinde gemacht, in der
Gefolgschaft desselben aber auch verschiedene Negerstämme wie Mafiti
und Massai. Weiterhin sind auch hier die Flüsse (Rovuma, Rufidschi,
Pangani) als Verkehrsstraßen nur auf unbedeutende Strecken verwertbar.
Weil endlich die Tsetsefliege die Viehzucht in manchen Gebieten nicht
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Deutsch-Ostafrika Ostafrikas
Sudeten und schlesisches Flachland.
73
mit viel Gemüsebau und Textilindustrie, ferner Färbereien und Bleiche-
reien — dann G ö r l i tz (86) und Bautzen mit Tuchfabriken. Die schon
nach Brandenburg hineinreichende flache Niederlausitz zeichnet sich durch
die Fruchtbarkeit ihres Lehmbodens, ihren Reichtum an Braunkohle bei
Senftenberg und Fürstenberg, sowie durch ansehnliche Webereien und
Tuchfabriken in Kottbus, Guben, Forst, Spremberg und
S o r a u aus. Zur Niederlausitz rechnet man auch den Spreewald,
jenen durch die vielzerfaserte, oft seeartig ausgeweitete Spree überreich
bewässerten Landstrich südöstlich von Berlin, der sich durch den massen-
haften Anbau von Gurken, Meerrettichen und Zwiebeln auszeichnet.
(Man erzielt jährlich an 50 O00 Ztr. Meerrettichstangen, wovon 20 O00
Ztr. im Werte von mehr als 2oo Ooo Mark zum Versand kommen; weiterhin
an 17—18 Millionen Stück Gurken, von denen 90 000 Ztr. exportiert
werden. Außerdem verschickt man noch 10 Ooo Ztr. Zwiebeln, wobei
Berlin als Abnehmer in erster Linie in Betracht kommt.
10. Sudeten und schlesisches Flachland.
Die zwischen Elbe und Oder gelegenen Sudeten sind nach jeder
Hinsicht eines der bedeutsamsten deutschen Mittelgebirge. An Ausdehnung
— sie erstrecken sich über volle 300 km hin — kommt ihnen nur das ost-
bayerische Grenzgebirge nahe. In der Buntheit ihrer Gesteinzusammen-
setzung überlreffen sie jedoch selbst den Schwarzwald und den Wasgenwald.
Zwar herrschen auch hier, und zwar hauptsächlich im Jser-und Riesengebirge,
Granit, Gneis und Glimmerschiefer vor. Aber der südliche, höhere Teil
des Lausitzer Gebirges besteht meist aus Sandstein und ebenso das stark
zerrissene Heuscheuer Gebirge im Glatzer Bergland. Porphyr, Melaphyr
und Schichten aus der Steinkohlenzeit bauen das Waldenburger Bergland
auf. Am Südostrand der Sudeten endlich treten neben kohleführendem
Gestein hauptsächlich silurische und devonische Schiefer auf. Auch die
Ausprägung des Reliefs zeigt hier mannigfaltige Abwechselung. Das
Lausitzer Gebirge kann man als ein südöstlich verlaufendes, un-
geregeltes Hügel- und Bergland kennzeichnen, das im Jeschkenberg 1000 m
Erhebung besitzt. Das I s e r - und das Riesengebirge reihen sich
den Kammgebirgen an. Jenes ist rauh, vielfach sumpfig und waldreich und
steigt in der Tafelsichte bis 1100 m empor. Dem Doppelkamm des Riesen-
gebirges aber gehört der höchste Gipfel der vaterländischen Mittelgebirge
überhaupt an, die Schneekoppe mit 1605 m, und es erinnert durch seine
geschlossenen Bergmauern, seine granitenen Felsmeere, sein Knieholz,
seine Schneegruben und zahlreichen Bäche, endlich durch das Hirtenleben
auf den hochgelegenen Matten (3000 Bauden oder Almen mit 30 000 Rin-
dern und Ziegen) in etwas an die Alpen. Die Gebirgsstücke, welche den
Glatzer Kessel umschließen, tragen ebenfalls den Charakter von
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Ortsnamen: Bautzen Brandenburg Senftenberg Fürstenberg Kottbus Guben Spremberg Niederlausitz Berlin Berlin Schwarzwald Wasgenwald Glatzer_Bergland Jeschkenberg
50 Zweiter Teil. Die natürlichen Wirtschaftsgebiete Deutschlands.
3. Das Gebiet des Deutschen Zuras.
Es bildet sowohl hinsichtlich seiner nahezu wagerecht gelagerten kalkigen
Gesteinsschichten und seines landschaftlichen Aussehens als auch in bezug
auf seine wirtschaftliche Bedeutung ein zusammengehöriges Ganzes. Im
Gegensatz zu den regelrechten Falten des Schweizer Juras erscheint der
Deutsche Jura als ein Gürtel von Plateauhöhen, deren breiter, mit ge-
waltigen Schuttmassen überdeckter Scheitel öfters ausgewitterte Stein-
ruinen von seltsamen Formen trägt: einem mächtigen Walle gleich, bewehrt
mit felsigen Zinken und Zacken. Ungleich kennzeichnender als die Ober-
fläche mit ihren leicht aufgew ölbten Kuppeln, seichten Mulden, trichterartigen
Vertiefungen und Trockenrinnen sind für das Gebirge die scharf
eingeschnittenen, vielfach nur schmalen Talungen. Sie zerlegen es in eine
Reihe von Einzelstücken, größeren und kleineren Tafelbergen vergleichbar.
Sie haben aus ihm vielfach auch kegelähnliche Berginseln (Restberge)
herausgeschnitten, die wie Vorposten isoliert vor dem Hauptkörper des
Gebirges stehen, wie Bopfinger Jpf, Hohenzollern, Achalm, Teck, Staufen
und Hesselberg.
Mitten aus dem Deutschen Jura wurde durch dieselben vulkanischen
Kräfte, welche die Einzelhöhen des Hegaus und die kleineren vulkanischen
Bildungen in der rauhen Alb um Urach schufen, die Senke des R i e s e s
herausgehoben. Die annähernd zirkelrunde, fast waldlose Eintiefung
bildet nunmehr die Kornkammer Nordbayerns. Als ihr Mittelpunkt
hat N ö r d l i n g e n nahe der Wörnitz zu gelten. Sie ist nicht bloß
wegen des Anbaues von Getreide (auch von Braugerste), sondern auch
wegen ihrer Viehzucht (besonders Frühgeflügel) weithin bekannt.
Das Ries zerlegt den Deutschen Jura in eine südwestliche schwäbische
und eine nordöstliche fränkische Hälfte. Mögen aber auch im Schwaben-
jura die Einzelhöhen schärfere Umrisse und größere Erhebung zeigen;
mögen manche Täler hier tiefer eingenagt sein und milderen Natur-
charakter tragen; mag die Lebensführung und die wirtschaftliche Betätigung
des Volkes hier in etwas anderer Art zur Erscheinung kommen: es finden
sich doch hier wie dort die gleichen geographischen Grundzüge. Sowohl
die Scheitelflächen des Schwaben- wie jene des Frankenjuras tragen
vielfach die Eigentümlichkeiten des Karstlandes an sich: steinigen Boden,
dürftige, nur als Weideland taugliche Grasnarbe, schwache Ackerkrume,
große Wasserarmnt, der durch Pumpanlagen abgeholfen werden muß,
unwirtliches Klima, im ganzen schwache Besiedelung. Auf all das weist
schon der Name des umfassendsten Stückes im Schwabenjura hin: Rauhe
Alb. Einzelne Strecken des Gebirges bieten freilich dem Ackerbau guten,
tonreichen Boden, so Schönbuch, die Ulmer Alb, Teile des Aalbuchs, Härt-
felds und die Eichstätter Alb. Wieder andere Jurateile sind mit prächtigen
Hochwäldern aus Buchen, Fichten, Birken, Eichen bedeckt, so vor allem die
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Neckar- und Mainlande.
53
landschaftlich reizvollen Seitenbncht des Neckartales gelegen, laufen hier die Wege
aus allen Himmelsrichtungen zusammen, sowohl vom Schwarzwald wie vom Jura,
von der Donau wie von den nordwürttembergischen Höhen. Von Stuttgarts Fabri-
katen sind hauptsächlich chemische Produkte, Möbel- und Kartonnagenwaren sowie
Klaviere zu nennen; ferner blühen dort Buchhandel und Buchdruckerei, die Herstellung
von Maschinen- und Eisenbahnwagen, sowie die Gärtnerei. Spinn- und Webwaren
erzeugen Cannstatt, Ludwigsburg, Ravensburg, die Gegenden
zwischen Eßlingen und Reutlingen, Ulm und Heidenheim und
das Nagoldtal. In der Eisenwaren- und Schaumweinindustrie ist wiederum Eßlingen
tätig, während Reutlingen noch besonders Holzwaren und das sehr gewerbreiche
H e i l b r o n n vor allem Chemikalien, Tapeten, Papier- und Leder-, Gold- und
Silberwaren und auch Zucker herstellt. Endlich ist noch die Müllerei in H e i d e l -
b e r g (56) hervorzuheben.
B. Das Mainland.
Das Mainland ist nach seiner Naturausstattung dem Neckargebiet
nicht unähnlich, übertrifft aber dieses an Mannigfaltigkeit der Boden-
gestalt und an Größe seines Hauptflusses. Anderseits freilich bleibt es
hinsichtlich der Gunst der klimatischen Verhältnisse, der Vielseitigkeit des
Erwerbslebens und der Dichtigkeit der Bevölkerung innerhalb weiter
Striche hinter jenem zurück.
Ihm gehören im Süden der Taubergrund, das offene, vorwiegend
von Ackerland und Wiesenflächen überdeckte Hügelgelände der Frän-
kischen Höhe, der waldumhüllte, gegen Osten hin von zahlreichen
Flußtälern durchschnittene Steigerwald (bis zu 500 m hoch)
und die breite, vielfach sandige Ebene der Regnitz an. Nördlich
des Maines aber erheben sich die nicht unbeträchtlichen, von Eichen und
Buchen überwölbten Rücken der H a ß b e r g e , die kräftig gewellten
Hennebergerhöhen mit den beiden Gleichen (680 m), denen im
Südwesten das fruchtbare G r a b f e l d vorliegt, und schließlich, vom
zweiten großen Mainbogen umfangen, das stark durchfurchte, mit dem
östlichen Odenwald verwachsene Sandsteinplateau des Spessart
(600, m) mit seinem rauhen Klima, seinen ragenden, wildreichen Hoch-
forsten und seiner geringen Besiedelung. Der Stolz des stark gewundenen
Maintals, dessen Flußader von Schweinfurt ab mit Dampfern, aber noch
ungleich mehr mit Flößen befahren wird, sind teils seine hochstämmigen
Laubwälder (im Steigerwald und Spessart stehen 90 000 ha Buchen-
und 16 000 ha Eichenbestände) teils sein Rebland (von Schweinfurt an),
seine Obstgelände (viele Zwetschgenbäume) und seine goldenen Saaten
in der breiten Muschelkalkzone Unterfrankens. Auf Unterfranken treffen
2/s des Weingebietes von Gesamtbayern und sein feuriger Stein- und
Leistenwein steht ebenbürtig neben dem Rebensaft des Rheingaues.
Wo aber Klima und Boden das Gedeihen von Wein und edlem
Obst im Mainlande erschweren oder gar nicht zulassen, da treibt man
außer dem Anbau von Getreide und Futterpflanzen in ausgedehntem
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108
Vierter Teil. Das deutsche Kolonialreich.
auswärtigen Handel in Zusammenhalt bringt mit den außergewöhnlich
günstigen überseeischen Verbindungen des Reichs, den ungezählten
deutschen Faktoreien in weiter Ferne, den mehr als 200 deutschen Kon-
sulaten an fast allen Hauptverkehrsplätzen der Erde und dem Umstande,
daß Seegrenzen weniger Anlaß zu Streitigkeiten mit benachbarten, gleich-
falls^Welthandel treibenden Völkern geben als Landgrenzen.
2. Die deutschen Kolonien (Schutzgebiete) in Afrika.
a) Allgemeines.
Sie gehören fast ganz der heißen Klimazone an. . Ihr Gestade ist
für die Landung der Schiffe vielfach ungünstig und arm an geräumigen,
tiefen Häfen. Jeder der Kolonien kommt ein mehr oder minder breiter
Anteil an der Küstenniederung Afrikas zu, der für die Europäer vielfach
in hohem Maße fiebergefährlich ist. Die überwiegende Fläche jedes Schutz-
gebietes aber entfällt auf die gesünderen Plateaulandschaften Jnnerasrikas.
Für sie sind weit ausgedehnte Grassteppen (Savannen) und sogenannte
Parklandschaften charakteristisch. Mit Ausnahme von Togo besitzen die
deutsch-afrikanischen Gebiete eine äußerst schwache, zu andauernder Arbeit
wenig geneigte Bevölkerung. Sie sind vorläufig in der Hauptsache Handels-
kolonien. Nur in Kamerun und Deutsch-Ostafrika trifft man bereits auf
ansehnliche Plantagenbetriebe. Gegenwärtig sind in unseren Schutz-
gebieten — mit Einschluß derjenigen in der Südsee — ungefähr 320 Mil-
lionen Mark deutschen Kapitals angelegt. Der Handel mit den Kolonien
Afrikas zeigt, daß die Ausfuhr deutscher Waren dorthin ansehnlich größer
ist als die Einfuhr von Kolonialartikeln ins Mutterland. Letztere wird
wohl schon in der nächsten Folgezeit eine Steigerung erfahren.
Der Gesamthandel des deutschen Anteils von Afrika bezifferte sich
im Jahre 1909 auf 156 Millionen Mark, wovon 97% Millionen auf die
Einfuhr und 58% Millionen Mark auf die Ausfuhr trafen. Letztere hat sich
also seit 1901, wo^sie nur lwenig über 15% Millionen Mark betrug,
fast vervierfacht.
b) Togo.
Togo ist zwar die kleinste, aber auch die am dichtesten bevölkerte
unter den afrikanischen Kolonien Deutschlands; seine Einwohnerzahl be-
trägt über 1 Million Seelen. Es liegt an der Sklavenküste in Oberguinea
und erstreckt sich als schmaler Landstreifen mit einer Küstenlänge von
52 km zwischen Französisch-Dahome im Osten und Norden und dem eng-
lischen Aschantigebiet im Westen etwa 460 km landeinwärts. Die Ein-
engung zwischen zwei fremden Kolonialbes tzungen, die starke Küsten-
brandung (Calema), welche die Landung der Schiffswaren auf Booten
nötig machte, und der Umstand, daß Togo der Ausgang zum Meere da-
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Extrahierte Personennamen: Jnnerasrikas
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrikas Togo Kamerun Deutsch-Ostafrika Afrikas Afrika Togo Deutschlands Oberguinea Togo
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Vierter Teil. Das deutsche Kolonialreich.
die in Angriff genommene Linie von Lome nach Atakpame (175 km)
ist der Vollendung nahe.
c) Kamerun.
Es ist wirtschaftsgeographisch schon aus dem Grunde von Bedeutung,
weil es sich von der Biafrabucht, dem innersten Teile des Guineabusens,
in nördlicher Richtung bis zum Südgestade des Tsadsees erstreckt und
dadurch für den Handel aus dem Sudan nach der Atlantischen Küste gut
befähigt ist. Es würde sich hierzu noch unvergleichlich mehr eignen, wenn
die Engländer uns nicht auch hier, ähnlich wie in Togo, von einer wichtigen
Verkehrsader abgeschnitten hätten: dem unteren Binnuö, der trefflichen
Verbindungsstraße zwischen Tsadsee und Nigergebiet.
Obwohl Kamerun an Größe Deutschland nur wenig nachsteht
(495 600 qkm), zählt es bloß 2,3 Millionen Seelen. Immerhin ist es
fast ebenso dicht bevölkert wie Deutsch-Ost- und sehr viel stärker als Deutsch-
Südwestafrika. Unter den 1300 in Kamerun wohnenden Weißen sind
mehr als 1100 Deutsche.
Von einer äußerst fiebergefährlichen, urwaldbedeckten und flußreichen
Küstenniederung steigt man in zwei Treppen zum inneren, etwa 800 m
hohen, außerordentlich niederschlagsreichen Plateau aus, dem eine Jahres-
wärme von 250 C zukommt. Nördlich der Bucht von Kamerun aber er-
hebt sich das im Götterberg 4000 m hohe vulkanische Kamerungebirge.
— Das Hochland der Kolonie ist in seinem Aussehen dem Togo-
lande verwandt: Savannen wechseln mit sogenannten Parklandschaften
(Grasebenen, von Baumgruppen unterbrochen) und Flußforsten (Galerie-
wäldern).
Im ungemein fruchtbaren, nach seiner Umrißform einem Platanen-
blatte ähnlichen Deltagebiet des Kamerunflusses kann des mörderischen
Klimas wegen der Bodenanbau nur von Eingeborenen betrieben werden.
Dieses Gebiet gehört zu den niederschlagsreichsten Gegenden der Erde.
Das ganze Jahr hindurch herrscht eine feuchtwarme Treibhausluft, die
ungemein erschlaffend wirkt und unter deren Einfluß sich die Fieberkeime
überaus günstig entwickeln.
Die Bewohner der Küstengebiete sind vorwiegend Bantuneger,
unter denen die D u a l a als Ackerbauer und Zwischenhändler besonders
hervorragen. Im Innern wohnen mohammedanische Sudanneger: die
ackerbautreibenden und viehzüchtenden F u l b e und die handeltreibenden
H a u s s a n e g e r. In der Liste der Ausfuhrwaren treten Kautschuk,
Palmkerne und Palmöl, Kakao und Elfenbein besonders hervor. Aus-
gedehnte Kaffee- und Kakaoplantagen befinden sich hauptsächlich am
Westfuße des Kamerungebirges. Man zählte im letzten Berichtsjahre
in den Europäerpflanzungen Kameruns: 120 000 Olpalmen, fast
3 Millionen ertragsfähige Kakaobäume und gegen 20 000 Gummi-
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Extrahierte Ortsnamen: Lome Kamerun Guineabusens Atlantischen Togo Tsadsee Deutschland Deutsch-Ost- Kamerun Kamerun Götterberg Europäerpflanzungen_Kameruns